Konzertrezension

Zur Vorbereitung auf seine Norwegenreise vom 05.-15. August 2011 mit zwei Messen und vier Konzerten in Südnorwegen und in Oslo (u. a. Munch-Museum und Dom zu Oslo) hat der Kinderchor Hardegsen ein musikalisches Programm mit 24 Werken aus Norwegen, Schweden, Lettland, England, USA und Deutschland erarbeitet.

Das Reiseprogramm wurde am 3. Juli 2011 bei einem Konzert in der Aula der Freien Waldorfschule Göttingen vorgestellt.

Auf nach Norden


Konzert des Kinderchores Hardegsen
in der Waldorfschule Göttingen

Ein abendfüllendes, sehr vielseitiges Programm bot der Kinderchor Hardegsen mit seinem Leiter Gerhard Ropeter am Sonntag (03. Juli 2011) im Saal der Freien Waldorfschule Göttingen als Generalprobe zur bevorstehenden zehntägigen Norwegen-Reise.

Die Ansagen zu den verschiedenen Blöcken wurden jeweils deutlich
und lebendig von den Kindern selbst moderiert. Überwiegend wurde
a capella gesungen, teilweise auch mit geschmackvoller Klavierbegleitung von Jan Revermann, stets in mehrstimmigen Sätzen, zuweilen vielstimmig ausdifferenziert.

Da der Chor in Norwegen in verschiedenen Kirchen (auch im Osloer Dom) auftreten wird, begann das Konzert mit geistlichen Werken. Der von Knut Nystedt vertonte 118. Psalm umrahmte eindrucksvoll einen Satz des deutschen Kirchenlieds „Lobe den Herren“. Ein erster Höhepunkt war Mendelssohns anspruchsvoller Satz „Laudate pueri“.

Zunehmend heimischer wurden die jungen, teilweise noch im Grundschulalter befindlichen Sängerinnen und Sänger in dem großen Saal, der sich jetzt durch das Publikum gegenüber der Generalprobe klanglich verändert hatte. Besonders zu Herzen ging „Neslandskyrkja“, ebenfalls von Nystedt. Hier traten erstmals wechselnde Soli und Teilgruppen des Chores hervor. Solist kann jeder einmal sein, erklärte der Leiter Gerhard Ropeter.

Weltliche Werke aus Skandinavien schlossen sich an, begonnen mit dem berühmten „Värmlandsvisan“. Auch in „Wer kann segeln ohne Wind“ (wie alle Werke des Abends in Originalsprache gesungen; dankenswerterweise enthielt das Programmheft alle Originaltexte auch mit deutscher Übersetzung) gab es klangschöne Soli. Nicht weniger reizvoll waren die übrigen Chorsätze des Skandinavien-Blocks, darunter „Lokk“ von Edvard Grieg und „Sommarpsalm“ von Waldemar Ahlén, stets vorgetragen in blitzsauberer Intonation und mit schöner Stimmkultur.

Die erste Hälfte des Konzerts endete mit einem Block deutscher Volkslieder, überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, ganz gegen den coolen Mainstream (und deshalb so überzeugend!), mit „Schwesterlein“ im Brahms-Satz und als Höhepunkt abschließend mit dem berühmten „Heidenröslein“.

Der zweite Konzertteil zeigte den Chor in Gegenwartskleidung, mit leuchtend roten Hemden, und nach dem lettischen Block (nach Riga ging letzten Sommer eine Konzertreise) auch mit klanglich modernerem Outfit: Drei englischsprachige Popsongs wurden in raffinierter Choreographie und mit sparsamer Percussionbegleitung dargestellt.
Der Schlusspunkt war John Rutters „For the beauty of the earth“, im Wechsel von Unisono und Mehrstimmigkeit in bemerkenswerter Klangfülle gesungen.

Das zu freiem Eintritt stattfindende Konzert war trotzdem auch ein Benefiz-Konzert: Gesammelt wurde am Ausgang zugunsten der Erdbebenopfer in Japan, und zwar namentlich für den nord-japanischen Chorverband.

Die Norwegen-Reise wird unterstützt von der Jugendstiftung des Landkreises Northeim, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Land Niedersachsen. Diese langjährige Hardegser Chorarbeit unter Gerhard Ropeter ist, wie auch dieses Konzert wieder belegte, aller Unterstützung wert.

Das Konzert hat gezeigt, welche reichen Früchte sorgfältige musikalische Aufbauarbeit hervorbringt.

Andreas Kleinert (Göttingen)