Zu Füßen der ehemaligen Burg Hardegsen wurde auf Anordnung der Herzogin Margarete im 15.Jahrhundert die Hardegser Stadtkirche St. Mauritius erbaut.
Ihre Fertigstellung kann auf das Jahr 1423 datiert werden. Darauf weist eine Inschrift auf einem Pfeiler an der Ostseite des Gebäudes hin:
„Anno 1423 - pictum est“ (= fertig gemalt).
Dieses Gotteshaus war die Nachfolgerin einer früheren Kirche, die wahrscheinlich an der gleichen Stelle ihren Standort hatte. Darauf deutet die Namensgebung des Heiligen St.Mauritius hin, der im 11. Jahrhundert häufig als Schutzheiliger für Kirchen gewählt wurde. In diese Zeit dürfte der erste Kirchenbau in Hardegsen einzuordnen sein. ...
Vom Anfangsbau der Hardegser Kirche sind heute noch der gesamte gotische Chorraum mit der Apsis, die sich südlich daran anschließende St. Georgskapelle sowie die Westseite mit dem Eingang und dem darüber liegenden Fenster erhalten.
Ebenso ist der an der Südseite stehende Kirchturm in die Anfangszeit der Kirche zu datieren. Eine über dem zugemauerten Fenster an der Kirchhofsfront angebrachte Inschrift Anno 1424 dürfte die Fertigstellung des Turmes datieren. Ein erster Anbau an die Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts vorgenommen. Die Bürgermeisterfamilie Winkelmann errichtete an der Nordseite des Chorraumes auf eigene Kosten die sogenannte „Winkelmann-Kapelle“. Sie dient heute als Sakristei.
Viele Restaurierungen und Anbauten im Laufe der Jahrhunderte haben die heutige Form unserer Kirche geprägt, die sich vom ursprünglichen Grundriss stark unterscheidet. Neben der Neuordnung der Kirche durch den Abbau verschiedener Altäre nach der Einführung der Reformation - der erste lutherische Gottesdienst wurde am 15. September 1540 in St. Mauritius gefeiert - ist eine erste große Renovierung für die Jahre 1579/80 verzeichnet.
Im Jahre 1747 meldet der damalige Amtmann Wedemeier dem Kirchlichen Consistorium in Hannover nach einer genauen Bauuntersuchung der Kirche:
„Es scheint sehr erforderlich, daß das baufällige Kirchendach und der malade Kirchenthurm mit einer neuen Spitze versehen wird. Auch ist eine Reparation des gesambten Thurmes wohl unvermeidlich, weil sonst zu befürchten ist, daß beim Leuten oder einem starcken Windsturm die Glocken herabstürzen.“
Der Amtmann schlägt vor, den Turm niedriger zu machen, um Kosten zu sparen. Dieser Plan jedoch stößt auf den Widerstand der Hardegser Bürger, die „ihren“ Kirchturm in der ursprünglichen Höhe erhalten sehen wollen. Die Kosten für die nötigen Arbeiten betragen 700 Taler, aber nur 300 sind in der Kirchenkasse. Die Stadt legt die fehlenden Taler dazu und wird damit Besitzer des Turmes. Es dauert bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts, bevor sie den Turm wieder an die Kirche zurückgibt.
Aber die dringend notwendigen Arbeiten beginnen erst 18 Jahre nach dem ersten Gutachten, im Jahre 1765. In diesem Jahr ist im Kirchenregister verzeichnet:
„Inzwischen ist die Kirche sehr baufällig. Die Scheiben sind zerschlagen, das Gestühl ist herausgerissen und fehlt meistenteils. An der Nordseite ist ein großer Teil der Wand eingebrochen.“
Der nun folgende Umbau dauert insgesamt 24 Jahre. Der vormals einschiffige gotische Raum wird um die Breite der südlichen Georgskapelle nach Norden hin erweitert. Die erste Bauphase reicht bis in das Jahr 1768. Dann sind die Mauern an der Nordseite hochgezogen und das Dach ist gedeckt. Türen und Fenster fehlen aber weiter. Es gibt noch keine Kanzel. Altar und Gestühl sind provisorisch, die Orgel ist defekt. Dieses Provisorium dauert zehn Jahre, bis 1778. Dann sind die ausstehenden Rechnungen bezahlt und man kann weiterbauen. Im Jahre 1789 ist der Umbau schließlich abgeschlossen. Seit dieser Zeit hat unsere Kirche ihren heutigen Grundriß.
1861 läßt der damalige König Georg von Hannover die St. Georgskapelle und die darin befindlichen Kunstgegenstände renovieren. Die nächste größere Renovierung wird in den Jahren 1894/95 durchgeführt. Die Außenmauern des Gebäudes werden neu verfugt, die äußeren Pfeiler teils erneuert, teils verstärkt. Im Inneren wird der Chorraum, der bisher mit dem Kirchenschiff auf gleichem Niveau lag, um zwei Stufen erhöht.
1928/30 wird die nächste Renovierung unter der Leitung des Prof. Halmhuber (TU Hannover) durchgeführt. Neben dem Umbau der Empore und der gesamten Neuausmalung der Kirche werden eine pneumatische Orgel und eine Ofenheizung eingebaut. Aus dieser Renovierung stammt das Sgrafitto-Bild nördlich neben der Kanzel.
Nach der Renovierung 1955-57 folgt die letzte in den Jahren 1986-89. Dabei wurde das gesamte Gebäude mit dem Turm von außen neu verfugt, die Kirche innen vermalt und eine neue Empore eingebaut. Mit dem Einbau einer Wand-Fußbank-Heizung (1993) endete diese Renovierung.