Die Geschichte der Orgeln in St. Mauritius beginnt sehr früh, bereits zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.
Im Jahre 1511 wurde in St. Mauritius die erste Orgel errichtet. Einzelheiten über diese Orgel, insbesondere über ihre Größe und Disposition sind uns nicht bekannt. Ihr Standort mag im Turm oder in seiner Nähe gewesen sein, denn in einer Kirchenrechnung von 1643 heißt es:
„Auch sind große Steine vom Klockturmb heruntergefallen vndt das Dach vber der Orgel entzweigefallen ...“
Die Orgel muss sich bereits auf einer Prieche befunden haben, denn im Jahre 1623 erwirbt Tonnies Müller für seine Tochter für 6 Groschen einen Kirchenstand „unter der Orgel“.
Die zweite Hardegser Orgel ist das Werk des Orgelbauers Johann Justus Hansen, der zeitweilig in Nörten-Hardenberg lebte.
Am 22. Juli 1780 gaben Hansen und Bürgermeister Sprengel einen Orgelbauvertrag zu Protokoll, der folgende Dispositon zu Protokoll (Auszug):
Die Orgel stand mittig auf der Westempore der Kirche. Hansen gestaltete den Prospekt mit durchgehendem Kranzgesims für Manual- und Pedaltürme.
Die Formsprache und Grundgestaltung des Hansenschen Prospektes mit polygonalen Rundtürmen, Spitztürmen und doppelten dazwischenliegenden Flachfeldern waren der Norddeutschen Orgelbauschule, entsprechend den Gestaltungsprinzipien der Schnitgerschule zuzuordnen.
Nach mehreren Reparaturen und einer Generalreparatur durch den Orgelbauer Conrad Euler aus Wahmbeck (1846) geriet die Orgel zunehmend in Verfall. Im August 1910 musst sie „in Folge völligen Versagens“ repariert werden. Der erste Weltkrieg verhinderte einen Neubau. Im Mai 1917 wurden nach vorangegangener Anordnung des Landrates „88 Prospektpfeifen mit 392 kg Gewicht“ ausgebaut, um für Kriegszwecke eingeschmolzen zu werden.
Im September 1927 untersuchte Christhard Mahrenholz die Orgel gutachtlich und konstatierte, dass nur
„noch 3 Register mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen so zu gebrauchen sind, daß sie den gottesdienstlichen Anforderungen genügen“.
Weiter stellte er fest :
„Jede an die alte Orgel noch irgend gewandte Mühe würde einer nutzlosen Verschwendung von Zeit und Geld gleich kommen.“
(Gutachten vom 30. September 1927).
Mahrenholz entwarf folgende Disposition für einen Neubau:
Im Jahre errichtete die Firma Faber & Dienes GmbH aus Salzhemmendorf eine pneumatische Orgel (mit Druckknöpfen, Crescendowalze usw.) im Wesentlichen nach der Mahrenholzschen Disposition.
Schon bald erwies sich der Neubau als schwerer Missgriff.
Es rächte sich auch, dass – entgegen Mahrenholz` Forderung – ein geschlossener Schwellkasten gebaut wurde. Korrekturversuche blieben erfolglos. Orgelrevisor Hans Jendis stellte schließlich in seinem Revisionsbericht (1973) fest, dass die Orgel „grundsätzlich als verbraucht anzusehen“ sei. Er schlug einen „vollständigen Neubau der Orgel unter Wiederverwendung des historischen Prospektes“ vor.
Im Advent 1973 versagte die Orgel endgültig ihren Dienst, die Wicklungen des Motors durchschmorten. In eiligen Verhandlungen im Januar 1974 bot das Landeskirchenamt der Gemeinde den Bau und die Finanzierung einer Orgel mit acht Registern an.
Das war für die Größe der Maurituskirche nicht akzeptabel, hatte doch Mahrenholz bereits 1927 mindestens 20 bis 21 Register gefordert.
Also blieb in der Not und Eile nur der Kauf eines Elektroniums, das in den Jahren 1974 bis 1996 als Ersatz diente.
Die jetzige Orgel wurde im Jahre 1996 von der Orgelbaufirma Bernhardt Edskes aus Wohlen, Kanton Aargau (Schweiz), unter Verwendung des Orgelgehäuses von 1784 auf der neuen Nordempore in St. Mauritus errichtet.
Die Spieltischanlage wurde entsprechend der Skizze von Hansen gestaltet und die Tastenbeläge, wie in der alten Beschreibung festgehalten, aus Ebenholz und Elfenbein bzw. Knochen gemacht.
Wie die vorhandenen Teile wurde das ganze Gehäuse aus massivem Kiefernholz gefertigt und resonanzfähig mit Rahmen und Füllungen gebaut. Bis ins kleinste Detail wurden die klassischen Bau- und Konstruktionsprinzipien angewendet. Das gesamte Werk ist auch im Innenbereich konsequent nach den klassischen Orgelbauprinzipien ausgeführt, wie z.B. einarmige Klaviaturen mit Schiebekoppel, Abstrakten und Stecher und Holzwellenbretter aus Eichenholz, Messingwinkel und Registerwellen aus Eichenholz mit geschmiedeten Eisenarmen, zugespundete Schleif-Windladen mit Schleifen aus Eichenholz, Windkanäle aus Massivholz, Keilbalganlage und Wippfedertremulant.
Die ganze Orgel enthält keine Schrauben und Nägel, und sämtliche Holzoberflächen sind handgehobelt. Es wurde nur erstklassiges, riftgeschnittenes Massivholz verwendet.
Die Disposition mit 30 Registern verteilt auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal ist ebenfalls ganz klassisch und passend zum Raum und Werk angelegt. Im Prospekt stehen die hochprozentigen Zinnpfeifen der Register Principal 8’ (Hauptwerk), Principal 4’ (Rückpositiv), und Principal 16’ (Pedal).
Das ganze offene Pfeifenwerk ist auf Tonlänge abgeschnitten, die gedackten Pfeifen sind auf Tonlänge oben zugelötet. Die Zungenregister sind mit Holzstiefeln versehen und haben handgeschmiedete Kehlen aus Messing. Die Temperatur der Orgel ist ungleichschwebend mit sechs schwebenden Quinten im Untertastenbereich und sechs reinen Quinten im Obertastenbereich (nach Valotti).