Am Donnerstag, dem 19. Mai 2005, gegen 12.00 Uhr war bei uns High Noon:
Mit einem großen Schwerlastkran wurden die drei Glocken von St. Mauritius aus ihrer gemütlichen Glockenstube im Turm der Kirche herausgehoben und auf einen LKW verladen.
Bei herrlichem Frühsommerwetter hatten sich zahlreiche interessierte Zuschauer im Kirchgarten versammelt:
Hunderte Kinder und Erwachsene bestaunten das Spektakel in der Höhe über ihnen.
Glockenbauer Christian Beck aus Kölleda hatte den Ausbau der Glocken vorbereitet. Zuerst war die große Glocke mit ihrem Gewicht von 1,7 t an der Reihe. Dann kam die mittlere Glocke, die sogenannte Ertinghäuser Glocke (350 kg) und schließlich die mit 150 kg Gewicht leichteste und kleinste Glocke. Tosender Beifall brandete auf, als Christian Beck oben in luftiger Höhe jede Glocke noch einmal mit drei Schlägen tönen ließ.
Die Kinder klatschten wie verrückt und meinten:
„Die klingen ja viel voller als vorher im Turm.“
Auf dem Rasen des Kirchgartens angekommen wurde die mittlere Glocke, die Ertinghäuserin, von Dr. Sabine Wehking von der Inschriftenkommission der Akademie der Wissenschaften (Universität Göttingen) gründlich auf ihre Inschrift im Inneren des Glockenkopfes untersucht.
Es bestätigte sich die Buchstabenfolge A-G-L-A (hebräisch), was bedeutet: „Mächtig bist du, o Herr“.
Möglicherweise ergibt sich aus der Untersuchung der Buchstaben und ihrer Form ein genauerer Hinweis auf den Entstehungszeitraum der Glocke, der zur Zeit vom Glockensachverständigen Andreas Phillipp um das Jahr 1300 datiert wird.
Derweil ist in Hardegsen „Glockenfasten“ angesagt:
Kein Glockenton vom Turm der St.-Mauritius-Kirche rahmt den Tag und kündet die Zeit. Das Gerüst bleibt am Turm stehen. Wir warten auf die Rückkehr unserer Glocken.
Wir werden sie Ende Juni in Ehren begrüßen und rechtzeitig öffentlich auf ihren Ankunftstermin aufmerksam machen. Dann werden die Glocken durch die umliegenden Dörfer gefahren und von ihren dortigen Schwestern mit vollem Geläut begrüßt.
Bis dahin haben wir in St. Mauritius noch viel zu tun:
Das oberste Gebot heißt „Spenden sammeln, sammeln, sammeln.......“ Vorbildlich eingesetzt haben sich bisher die Konfirmanden, die für „ihre“ Glocken alle Häuser in der Kernstadt Hardegsen aufgesucht haben.
Parallel dazu wird das große Glockenfest vorbereitet:
Seit Pfingsten probt die Kantorei für den musikalischen Festgottesdienst und die abendliche Serenade. Die Wochenenden im Juni sind mit Proben von Kantorei, Kinderchor und Instrumentalisten vollständig ausgebucht.
In Vorbereitung ist auch eine Festschrift, eine Dokumentation des Projektes, die zum Glockenfest vorliegen soll.
Eine lebendige und spannende Zeit liegt vor uns.........